Neue inhalative Therapien 2025 für COPD und Lungenemphysem in Deutschland: Studien, Wirksamkeit, Nebenwirkungen
Wichtig: GOLD 2025 hat erstmals ein Biologikum (Dupilumab) in den Therapiealgorithmus für COPD aufgenommen. Dieser Beitrag erläutert, welche neuen inhalativen und add‑on‑Ansätze 2025 relevant sind, für welche Patientinnen sie infrage kommen, welche Aussagen die Studienlage und Sicherheitsaspekte treffen und wie eine praktische Umsetzung in Deutschland möglich ist.
Was ist neu in 2025 kurz zusammengefasst
2025 bringen internationale Leitlinien (GOLD 2025) zwei zentrale Neuerungen: Dupilumab wurde als erstes Biologikum in den Therapiealgorithmus für COPD integriert (als Add‑on zur Triple‑Therapie bei definierten Patient*innen), und Ensifentrin, ein inhalativer PDE3/4‑Inhibitor, wird als potenzielle ergänzende Option diskutiert. Zusätzlich gibt es präzisere Empfehlungen zum Absetzen bzw. zur Anpassung von inhalativen Kortikosteroiden (ICS) anhand der Blut‑Eosinophilen, erweiterte Hinweise zur Bildgebung/Spirometrie, aktualisierte Impfempfehlungen und eine stärkere Berücksichtigung kardiopulmonaler Komorbiditäten.
Dupilumab bei COPD: Wer, wann und wie
- Wann Dupilumab erwägen: GOLD 2025 empfiehlt Dupilumab als Add‑on zur bereits bestehenden Triple‑Therapie (ICS + LABA + LAMA), wenn trotz optimierter inhalativer Basismedikation weiterhin Exazerbationen auftreten.
- Zielgruppe: Primär adressiert werden Patient*innen mit Blut‑Eosinophilen ≥300 Zellen/µl sowie klinischen Merkmalen einer chronischen Bronchitis, gemäß den GOLD‑Empfehlungen.
- Praxisempfehlung: Bei wiederkehrenden Exazerbationen trotz optimierter inhalativer Therapie sollte die Eosinophilen‑Zahl bestimmt und in Abstimmung mit der Pneumologie bzw. einem Zentrum Dupilumab als Option geprüft werden. Vor Anwendung sind Zulassungs‑ sowie Kostenstatus in der EU und in Deutschland zu klären.
- Wirksamkeit und Studienlage: Die Integration in den GOLD‑Algorithmus stützt sich auf klinische Studien, die bei selektierten Patientengruppen eine Reduktion von Exazerbationen belegten. Konkrete Angaben zu Wirksamkeit und Sicherheitsdaten (z. B. prozentuale Reduktion oder Nebenwirkungsraten) sind den Primärpublikationen und Zulassungsunterlagen zu entnehmen.
Ensifentrin (inhalativer PDE3/4‑Inhibitor): Mechanismus und Status
- Wirkmechanismus: Ensifentrin ist ein inhalativer PDE3/4‑Inhibitor, der bronchodilatorische und entzündungsmodulierende Effekte anstrebt.
- Zulassungsstatus 2025: Ensifentrin war 2025 in den USA von der FDA zugelassen; eine Zulassung in der EU bzw. in Deutschland stand noch aus. GOLD 2025 führt es als mögliche Add‑on‑Option auf, wenn Dyspnoe unter LABA + LAMA persistiert.
- Sicherheit und Nebenwirkungen: Die inhalative Anwendung soll systemische Nebenwirkungen mindern, trotzdem müssen die spezifischen Sicherheitsprofile aus Studien und den Zulassungsunterlagen (EMA/PEI) geprüft werden. In Deutschland empfiehlt sich vor Einsatz die Kontrolle von Zulassungs‑ und Erstattungsstatus; eine Studienteilnahme kann eine Alternative darstellen.
Anpassung von ICS: Eosinophile als Steuerungsinstrument
- GOLD 2025 präzisiert Kriterien zum Beibehalten oder Absetzen von ICS:
- Blut‑Eosinophile <100 Zellen/µl → eher Umstellung auf LABA + LAMA.
- Blut‑Eosinophile ≥100 Zellen/µl → tendenziell Beibehaltung beziehungsweise Umstellung auf Triple (ICS + LABA + LAMA).
- Blut‑Eosinophile ≥300 Zellen/µl → erhöhtes Exazerbationsrisiko bei ICS‑Absetzen; ein ICS‑Entzug ist somit riskanter.
- Weiterer Entscheidungsfaktor: Exazerbationsvorgeschichte und das individuelle Ansprechen auf ICS. Die Dokumentation der Eosinophilen vor Therapieanpassungen wird empfohlen.
Nebenwirkungen und Sicherheitsüberwachung
- ICS‑bezogene Risiken: Wiederholte oder schwere Pneumonien gelten laut GOLD 2025 als berechtigter Grund, ICS zu überdenken. Bei Vorgeschichte mit Pneumonien oder wiederholten Pneumonien sollte die ICS‑Therapie kritisch bewertet werden.
- Biologika (z. B. Dupilumab): Als immunmodulierende Behandlungen erfordern Biologika eine Überwachung auf Infektionen, immunologische Veränderungen und typische unerwünschte Ereignisse. Exakte Nebenwirkungsraten finden sich in den Zulassungsunterlagen und Studienberichten.
- Ensifentrin und PDE‑Inhibitoren: Orale systemische PDE‑4‑Inhibitoren sind mit bekannten Nebenwirkungen verbunden; inhalative Formulierungen zielen darauf ab, systemische Effekte zu minimieren, dennoch ist das Sicherheitsprofil studienabhängig und muss geprüft werden.
- Empfehlung: Vor Beginn neuer Therapien Patientinnen informieren, regelmäßige Überwachung einplanen und bei komplexen Fällen Spezialpneumologinnen hinzuziehen.
Rolle von Bildgebung und Spirometrie bei Therapieentscheidung
- Thorax‑CT: GOLD 2025 hebt die zunehmende Bedeutung der CT zur Phänotypisierung (Emphysem vs. atemwegsdominante COPD) und zur Entscheidungsfindung für interventionelle Verfahren (z. B. Lungenvolumenreduktion, endobronchiale Ventile) hervor.
- Spirometrie: Neue Hinweise zur Interpretation (LLN, z‑Scores) sowie Prä‑/Post‑Bronchodilatator‑Messungen tragen dazu bei, Diagnostik und Monitoring zu präzisieren.
- Praxis: CT gezielt bei entsprechender Indikation einsetzen und Spirometrie anhand aktueller Referenzwerte interpretieren.
Kardiovaskuläre Komorbiditäten und pulmonale Hypertonie
- Kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) sind bei COPD häufig und beeinflussen Mortalität sowie Exazerbationsrisiko. GOLD empfiehlt, CVD aktiv zu suchen und leitliniengerecht zu behandeln.
- Pulmonale Hypertonie (PH): GOLD 2025 rät zu Screening (z. B. Echo) bei Verdacht; bei bestätigter PH sollte eine Überweisung an spezialisierte Zentren erfolgen, bevor experimentelle medikamentöse Optionen in Erwägung gezogen werden.
- Praxis: Eine interdisziplinäre Abstimmung (Kardiologie/Pneumologie) ist wichtig, bevor medikamentöse Änderungen vorgenommen werden.
Prävention: Impfungen 2025
- GOLD 2025 aktualisiert Impfempfehlungen: Pneumokokken (PCV20 oder PCV21 genannt), hochdosierte/adjuvantierte Influenza‑Impfstoffe für ältere Erwachsene sowie ergänzende Daten zur RSV‑Impfung bei Älteren.
- In Deutschland: Impfentscheidungen und Verfügbarkeit richten sich nach STIKO‑Empfehlungen und lokalen Verfügbarkeiten; der Impfstatus sollte bei COPD‑Patient*innen geprüft werden, da Impfungen Exazerbationen reduzieren können.
Praktische Umsetzung in Deutschland 2025
- Prüfen Sie Zulassung und Erstattung: Vor Verordnung neuer Substanzen sind EMA/PEI‑Zulassung und Erstattungsstatus in Deutschland zu prüfen.
- Spezialisten einbeziehen: Bei Biologika‑Indikationen, therapierefraktären Verläufen oder PH sollten pneumologische Schwerpunktzentren konsultiert werden.
- Rehabilitation und Telehealth: Pulmonale Rehabilitation, Inhalationstraining und Telemedizin‑Angebote unterstützen Adhärenz und Therapieerfolg.
- Studienbeteiligung: Für Patient*innen, bei denen neue Wirkstoffe in Europa noch nicht verfügbar sind, kann eine Teilnahme an klinischen Studien eine Option sein.
Evidenzlage und wie weiter vorgehen
Die Aufnahme von Dupilumab und Ensifentrin in den GOLD‑Algorithmus fußt auf klinischer Evidenz; dennoch sollten die detaillierten Wirksamkeits‑ und Sicherheitsdaten aus Primärpublikationen, Zulassungsunterlagen (EMA/PEI) und nationalen Leitlinien (z. B. DGP/S2k‑Leitlinie 2025) geprüft werden. Für Verordnungsentscheidungen sind Zulassung, Regress‑/Erstattungsfragen und interdisziplinäre Beratung entscheidend.
Fazit
2025 bringt wichtige Fortschritte in der personalisierten Behandlung von COPD und Lungenemphysem: Biologika (Dupilumab) und neue inhalative Wirkprinzipien (Ensifentrin) erweitern die Optionen für ausgewählte Patientinnen, während Eosinophilen‑Messungen, präzisere Bildgebung, Impfstrategien und die Berücksichtigung kardiopulmonaler Komorbiditäten die Therapieplanung verbessern. Gleichwohl bleibt die Nutzen‑Risiko‑Abwägung individuell, erfordert die Prüfung von Zulassungs‑ und Erstattungsbedingungen und die Konsultation von Spezialistinnen.
Hinweis zur Evidenz: Detaillierte Zahlen zu Effektstärken und Nebenwirkungsraten sind in dieser Zusammenfassung nicht vollständig aufgeführt. Zur medizinischen Entscheidungsfindung sollten Primärstudien, Zulassungsunterlagen und nationale Leitlinien konsultiert werden.
Quellen
- Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) 2025 — Zusammenfassung der Key Changes (GOLD‑Report 2025).
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) — S2k‑Leitlinie „Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“ (AWMF‑Register, Langversion 4.1 – Januar 2025).
- Lungeninformationsdienst / Deutscher Lungentag — Berichte und Expertenforen zum Lungenkongress 2025.
(Die genannten Quellen bieten weiterführende und vertiefende Informationen; für Therapie‑ oder Verordnungsentscheidungen sind die Originalpublikationen, Zulassungsunterlagen (EMA/PEI) und die nationale Leitlinienlage zu Rate zu ziehen.)